Die Verquickung von Staat und Kirche ist nicht neu. Die deutsche Geschichte beweist, dass bekannte Staatsmänner Luthers Hasspropaganda in die Tat umsetzten. Ihre Zitate decken sich auf unheimliche Genauigkeit mit Luthers Gesinnung und dessen Äußerungen.
Hierzu einige Beispiele:
Friedrich II., auch Friedrich der Große oder der 'Alte Fritz' genannt, äußert Folgendes:
Die Juden sind von allen Sekten die gefährlichste und man muss verhindern, dass ihre Zahl wächst.
Der Spiegel, 45/2011, S. 83.
Damit begründet Friedrich II. eine jahrhundertelange deutsche Tradition der inquisitorischen Verfolgung sog. Sekten, die bis in unsere Moderne anhält. Aber darauf werden wir noch später eingehen.
Otto von Bismarck äußert Folgendes:
Ich billige den Juden nicht zu, die Presse zu beherrschen, politische Schlüsselstellungen einzunehmen oder ein obrigkeitliches Amt zu bekleiden.
Scheidl, Franz J. (1967): Deutschland und die Juden in Vergangenheit und Gegenwart. Wien: Dr. Scheidl-Verlag. Siehe auch: http://media.de.indymedia.org/media/2008/11//232747.pdf (eingesehen am 01.05.2012).
Der abgedankte deutsche Kaiser Wilhelm II. von Preußen schrieb
im August 1919 aus dem Exil [...] an den General v. Mackensen, die Deutschen seien verführt und getrieben worden «vom Stamme Juda, den sie hassen ... Kein Deutscher darf das je vergessen noch ruhen, bis diese Parasiten von deutschem Boden vertilgt und ausgerottet sind! Dieser Giftpilz an der deutschen Eiche.» Weiter schrieb er dem General, «Juden und Moskitos sind eine Plage», von der sich die Menschheit «auf die eine oder andere Weise» befreien müsse. [...] Er schlug [die Methode] vor, [die Juden zu beseitigen]: «ich glaube, das beste wäre Gas».
William, Collin (1994): "Das beste wäre Gas", wetterte der Kaiser. Berliner Zeitung. Siehe auch: http://www.berlinerzeitung.de/archiv/in-seinemantisemitismus-stand-wilhelm-ii--hitler-kaum-nach-1-bekenntnissedes-monarchen-in-einer-neuenveroeffentlichung--das-bestewaere-gas---wetterte-derkaiser,10810590,8882190.html (eingesehen am 01.05.2012).
Luthers Gesinnung vereinnahmte allmählich die deutsche Gesellschaft und Kultur.
Martin Luther, Richard Wagner und Adolf Hitler:
Prediger, Künstler und Vollstrecker - wie braun ist Bayreuth?
In der Stadt Bayreuth verdichten sich die geschichtlichen Ereignisse. Den Anfang macht 1872 der Komponist Richard Wagner, der sich in Bayreuth niederlässt.
Richard Wagner veröffentlicht im Jahr 1850 seine Schrift "Das Judentum in der Musik". Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, erscheint die Veröffentlichung erneut im Jahre 1869.
Richard Wagner sagt:
Ob der Verfall unserer Kultur durch eine gewaltsame Auswerfung des zersetzenden fremden Elementes [Anm. d. Verf.: gemeint sind die Juden und alles Jüdische] aufgehalten werden könnte, vermag ich nicht zu beurteilen, weil hierzu Kräfte gehören müssten, deren Vorhandensein mir unbekannt ist.
Wagner, Richard (1869): Das Judentum in der Musik. Leipzig: J.J. Weber – Verlag. Siehe auch: http://de.wikisource.org/wiki/Das_Judenthum_in_der_Musik_%281869%29 (eingesehen am: 01.05.2012)
In Richard Wagners Worten wird die Sehnsucht nach einer politischen Kraft deutlich. Er wünscht sich einen Vollstrecker, der gegen die Juden aktiv werden sollte. Wagner endet, indem er den Juden direkt ein schreckliches Ende androht:
Aber bedenkt, dass nur Eines eure Erlösung von dem auf euch lastenden Fluche sein kann: die Erlösung Ahasvers, - der Untergang!
Ebd.
Richard Wagners Wunsch wurde verwirklicht.
Houston Stewart Chamberlain, Schwiegersohn Cosima Wagners, wurde der Wegbereiter für den von Wagner herbeigesehnten Vollstrecker.
Als er sich in Bayreuth im Haus Wahnfried niedergelassen hatte, half er maßgeblich mit, Luthers Antisemitismus mit Wagners Musik zu verknüpfen. Und Hitler konnte durch seine persönliche Beziehung zum Hause Wagner auf die Unterstützung der Wagnerianer zählen.
Goebbels bewunderte Chamberlain als ...
«Vater unseres Geistes», [...] «Bahnbrecher» [und] «Wegbereiter».
Chamberlain, Houston Steward (1899): Die Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts. München: F. Bruckmann AG. Siehe auch: http://www.hschamberlain.net/biography_en.html (eingesehen am 01.05.2012)
Der Antisemit Chamberlain äußerte über die Juden Folgendes:
Nicht aber der Jude allein, sondern alles, was vom jüdischen Geist ausgeht, ist ein Stoff, welcher das Beste in uns zernagt und zersetzt.
Houston Stewart Chamberlain: Die Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts Kapitel 9B6, Weltanschauung und Religion, Seite 1023—1128; mehr dazu unter http://www.hschamberlain.net/grundlagen/abschnitt3_kapitel9b6.html. (eingesehen am 01.05.2012)
Hitler nennt im Jahr 1923 die Quelle seiner Ideologie:
Luther war ein großer Mann, ein Riese. Mit einem Ruck durchbrach er die Dämmerung; sah den Juden, wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen.
Adolf Hitler, über Martin Luther in: Zwiegespräche zwischen Adolf Hitler und mir, von Dietrich Eckart, München 1924; S. 34; mehr dazu unter http://de.wikiquote.org/wiki/Riese (eingesehen am 01.05.2012)
Gegenüber dem katholischen Bischof Wilhelm Berning äußert Hitler im Jahr 1936:
Ich tue nur, was die Kirche seit fünfzehnhundert Jahren tut, allerdings gründlicher.
Adolf Hitler in "Mein Kampf" ; siehe auch http://www.leipziger-montagsdemo.de/informationen/daten/daten_07_kirche/kirche_zitate.htm (eingesehen am 01.05.2012)
In der Nachkriegszeit brauchte der Reformator Luther dringend ein neues Image. Der Antisemit Luther als Kirchengründer war nicht mehr salonfähig. Die lutherische Kirche änderte seine Biographie.
Wir kommen zurück zu den Fragen, die unsere Gesellschaft bewegen:
Wie konnte das geschehen? Warum sind wir nicht früher aufmerksam geworden? Warum konnten wir das nicht verhindern?
Bundeskanzlerin Angela Merkel am 23.02.2012 im Berliner Konzerthaus
Und in Ergänzung dazu eine weitere Frage:
Weshalb ist unsere Gesellschaft auf dem rechten Auge blind?